01., 02. und 04. Oktober 2005

Nachlese Zorner Kerb 2005

   

Zeitreise von Romanum nach Zornum

Zorner Kerb erstmals wieder mit Kerbejugend
Quelle: Aarbote vom 04.10.2005 / Christian Stolz

ZORN "Von den Römern zu den Zornern" war es ein langer Weg, den der Zorner Kerbeumzug am Sonntag aber mit Leichtigkeit zu nehmen wusste. Dank ordentlicher Zuwächse bei der Kerbejugend und einer Schar fantasievoller und kerbebegeisterter Bürger war die Kerb in dem 500 Einwohner zählenden Heidenroder Ortsteil nach längerer Durststrecke wieder einmal ein echter Höhepunkt im Jahreslauf.
 
Wie ein wilder Römer wirkte Yannic Schmelzeisen mit seiner Kerbemodder Anne Schneider, als er den aus zehn Zugnummern bestehenden Lindwurm mit schwenkender Kerbefahne anführte. Er ist nicht nur Zorns erster Jugendlicher Kerbevadder nach drei Jahren ohne Kerbejugend, sondern auch Sohn des Heidenroder Bürgermeisters. Ganz "zahm" wirkten dagegen die Kinder der Zorner Jungschar mit schicken Römerkostümen, in denen sie passend zum Erntedanksonntag Obst an die Zuschauer verteilten.

Mit dem "ersten Essen auf Rädern" der Geschichte verköstigten unterdessen Birgit Dick, Judith Grebe und Marianne Schreiber ihre Mitbürger aus ihrem Bollerwagen heraus. Der in kleinen Gefäßen ausgegebene Imbiss bestand aus deftiger Zorner Linsensuppe. Deftig stellten sich auch die Gegensätze dar, die die Familien Stutzmann und Friedrich auf ihrem Wagen zu bieten hatten. Zur Römerzeit ließ sich der Mann verwöhnen, heute muss er selbst am Herd stehen. Während auch Cäsar und Kleopatra mit von der Partie (Familie Jung) waren, bewegten sich die 14- bis 17-jährigen Mädchen der Kerbejugend auf modernerem Terrain und erinnerten mit heißen Rhythmen an eine fetzige Beach-Party, die kürzlich im Wald stattfand, wo früher einst die Römer gegen die Germanen kämpften, die mit ihren Fellgewändern und eisernen Waffen selbstverständlich auch mit von der Partie waren Walter Cloos und Ralf Bartsch).



 

Begonnen hatte die Kerb bereits am Samstag, als viele Zorner gemeinsam mit der Jugend in den Wald am Grauen Kopf gezogen waren, um die beiden bis zu 20 Meter langen Kerbebäume zu schlagen, um sie später an der Halle und bei "Manni", dem Wirt, in die Höhe zu wuchten. Danach wurde traditionell die blaue Kerbefahne bei Paul und Elfriede Back abgeholt und ins Dorfgemeinschaftshaus gebracht. Im Gasthaus "Zum Taunus" fand schließlich der Kerbeeröffnungsabend stattfand.

Haupttag ist dennoch immer der Sonntag, den die Zorner gemächlich mit einem Gottesdienst in der Halle beginnen ließen. Als Laienpredigerin war Judith Grebe vor Ort und schaffte einen entspannten Übergang zum Frühschoppen. Nach dem Umzug trat Oliver Engelhardt als Urgestein der Zorner Fastnacht vors Publikum und brachte den herzzerreißend komischen Kerbespruch unter die Leute, in dem die Autoren Claudia Cloos, Steffi Back, Marius Göddert und Bodo Schneider zahlreiche Ungeschicklichkeiten und Missgeschicke aus dem Jahreslauf trefflich aufs Korn zu nehmen wussten.

Wer dachte, der komische Höhepunkt der Kerb sei damit vorbei, der wurde eines Besseren belehrt. Seit Jahren spendet die Kerbegesellschaft ihren Erlös an soziale Zwecke. In diesem Jahr hatte man das Kinderheim der Stiftung "Bärenherz" für geistig behinderte Kinder in Laufenselden ausgewählt. Als Botschafter von "Bärenherz" bedankte sich am Sonntagnachmittag Harald Schneider mit nachdenklichen und zeitkritischen Liedern auf seiner Gitarre.

Danach folgte die Stunde der Wahrheit für Herbert Dick von der Kerbegesellschaft und Wirt Manfred Jakobs und eine wahrhaftige Gaudi obendrein. Sie steckten ihre Gesichter durch die "geheimnisvolle Wand" und ließen sich mit Sahnetörtchen bewerfen. Ein Törtchen kostete drei Euro, die komplett dem guten Zweck zu Gute kamen.